Optimismus im Koran
Beim Lesen des Korans wird der Sprachgewandte (in der arabischen Sprache) immer wieder feststellen, dass der Koran seinem Leser dezent und unterschwellig Optimismus einhaucht. Nur ein einziges Beispiel möchte ich hier zeigen. Wenn man von der Prädestination der Schicksalsschläge spricht, dann sagt man geläufig: „kutiba ʿalaina“, d. h., dieses und jenes wurde (für) uns festgeschrieben. Wenn das Schicksal also eine schlechte Benotung bekommen soll, dann wird die Präposition ʿalā verwendet. Betrachten wir nun aber eine Stelle des Korans, in der die Rede von Schicksal und der Prädestination ist:
﴿قُل لَّن يُصِيبَنَآ إِلَّا مَا كَتَبَ ٱللَّهُ لَنَا هُوَ مَوۡلَىٰنَاۚ وَعَلَى ٱللَّهِ فَلۡيَتَوَكَّلِ ٱلۡمُؤۡمِنُونَ٥١﴾ [التوبة: 51]
Sprich: “Nichts kann uns treffen außer dem, was Allah uns bestimmt hat. Er ist unser Beschützer. Und auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.”
Man mag den Unterschied in der deutschen Übersetzung nicht heraushören, aber es gibt ihn.
In diesem Vers wurde anstelle des geläufigen ʿalā die Präposition lī verwendet, welche in diesem Kontext eine positive Konnotation hat; die Rede handelt aber immer noch um Schicksalsschläge im Leben.
Normalerweise würde man sagen „kutiba ʿalaina“, und trifft jemanden etwas Gutes, dann sagt man „kutiba lana“.
Der Vers vermittelt also auf eine dezente Art und Weise, dass selbst das offensichtlich „böse“ Schicksal Perspektiven hat, die für dich gut sind und dass die Existenz dieses „Bösen“ wegen dieser Perspektiven besser ist als seine Nichtexistenz.