Die Misyar-Ehe im Islam: Gültigkeit, Vorteile und Bedenken
Assalamu alaykum, hast du schon einmal von der Misyar-Ehe gehört? Wurde sie von einer Sekte erfunden oder wird sie tatsächlich in unserer Gemeinschaft praktiziert? Über eine Aufklärung wäre ich sehr dankbar.
Wa alaykum salam,
Eine gültige Ehe im islamischen Recht muss bestimmte grundlegende Bedingungen erfüllen:
- Identifikation der Ehepartner: Beide Partner müssen eindeutig identifiziert sein.
- Zustimmung der Vertragsparteien.
- Der Vormund (Wali): Eine Frau darf nur mit Zustimmung ihres Vormunds heiraten. Dies basiert auf dem Hadith: “Es gibt keine Heirat ohne Vormund,” überliefert bei Abu Dawud und Ahmad.
- Zeugen der Ehe: Die Ehe ist erst gültig, wenn sie von zwei männlichen Zeugen bestätigt wird.
- Fehlen von Hindernissen: Beide Ehepartner dürfen keine Hindernisse für die Ehe haben, wie etwa Verwandtschaftsbeziehungen oder andere Faktoren wie die Wartefrist der Frau.
Die Misyar-Ehe ist gültig, wenn sie diese Bedingungen erfüllt. Bei dieser Eheform verzichtet die Frau auf bestimmte, ihr nach der Ehe zustehende Rechte, wie finanzielle Versorgung oder Unterkunft. Sie kann jedoch ihren Verzicht jederzeit widerrufen. Wenn Kinder im Spiel sind, ist es Pflicht des Ehemanns, für ihre Versorgung und alle ihre Bedürfnisse zu sorgen, basierend auf dem Hadith: “Es ist für einen Menschen genug Sünde, diejenigen zu vernachlässigen, die er ernähren sollte,” überliefert bei Abu Dawud. Der Begriff “Misyar-Ehe” ist ein neuer Begriff für diese Eheform und in der einschlägigen Fiqh-Literatur ungeläufig.
Die Misyar-Ehe, obwohl ein gültiger Vertrag, der alle Konsequenzen einer Ehe nach sich zieht und dazu beitragen kann, die Keuschheit zu wahren, Verderben zu vermeiden und die Anzahl der unverheirateten Frauen zu verringern, nicht ohne Schattenseite. Daher sollte diese Form des Ehevertrages nur von denjenigen eingegangen werden, die in der Lage sind, die religiösen Ziele dieser Ehe zu erfüllen. Dazu zählen die Wahrung der Würde, der Religion sowie die Gründung und Pflege einer Familie. Diese Form der Ehe ist nicht frei von Problemen, insbesondere, wenn sie von schwachen Leuten eingegangen wird. Sie kann das Ehesystem beeinträchtigen und seine religiösen Ziele, wie emotionale Geborgenheit, Zuneigung, Barmherzigkeit und die gute Pflege der Familie und der Kinder, stören.